Gerhard Bauer: Das rätselhafte Spätwerk. Mozart-Requiem mit neuer Fuge
Kölner Stadt-Anzeiger, 24.11.2015 (Auszug)

Das Requiem von Mozart ist das berühmteste Fragment der Musikgeschichte, und dieser Status gönnt der Forschung bis heute keine Ruhe. Besonderen Verdruss schafft, dass es von der Lacrimosa-Fuge nur einen cantus-firmus-artigen Themenkopf in punktierten Halben und als Text nur das Wort “Amen” gibt. Mittlerweile sind drei elaborierte Fugen im Umlauf, eine vierte stellte nun Burkhard Wepner, Professor für Tonsatz an der Kölner Musikhochschule, bei einer Requiem- Aufführung des Gürzenich-Chors in der Trinitatiskirche vor […] , die sich stilistisch gut in den Kontext fügt und deren Spannung nicht zuletzt aus einer zunehmend starken Instrumentation resultiert. Die Beurteilung, ob es sich um eine “Bereicherung” handelt, mag die Aufführungspraxis erweisen, angenehm anzuhören war das Stück aber unbedingt […]. Denn der Gürzenich-Chor sang unter der Leitung von Christian Jeub engagiert, klangschön und sicher. […]

Hanna Styrie: Verzicht auf Übertreibungen
Kölnische Rundschau, 24.11.2015 (Auszug)

Der November ist der Monat, in dem man der Toten gedenkt. Passend dazu hatte der Gürzenich-Chor für seinen Auftritt […] zwei Requiem-Vertonungen aufs Programm gesetzt: der berühmten Totenmesse von Mozart war Luigi Cherubins Requiem c-Moll vorangestellt. Wegen des Verzichts auf Solisten ist der Chor hier umso stärker gefordert, der eine solide Leistung bot. Durch dramatische Erregung fesselte das “Dies irae”; eindrucksvoll gelang auch die gewaltige Fuge “Quam olim Abrahae promisisti”. Als kompetenter Partner stand das Folkwang Kammerorchester Essen den Sängern zur Seite […]. Das Mozart-Requiem war um eine “Amenfuge” von Burkhard Wepner ergänzt worden, die sich an das Lacrimosa anschließt. Diese Fassung wurde erstmals öffentlich aufgeführt. Der Dirigent verzichtete auf übertriebene Monumentalität und achtete auf die gebotene Ausdrucksvielfalt, hielt seine Choristen aber auch zu zügigen Tempi an, die ihnen einiges abverlangten. […]. Christian Jeub erreichte im Zusammenwirken von Chor, Orchester und Solisten die bruchlose Verbindung von dramatischen und lyrisch-beschaulichen Passagen.